Ist Antifeminismus schlecht?
Ich bin also selbst-erklärter Antifeminist - und Humanist - passt das zusammen? Bin ich jetzt ein schlechter Mensch?
Im Raum steht jetzt natürlich die Frage, ob ich dadurch, dass ich mich als Antifeministen bezeichne, selbst einer Gruppe beitrete, deren Werte ich gar nicht teile. Muss ich mir vorwerfen lassen, mich als Antifeminist zu rechten, antidemokratischen Überzeugungen zu bekennen? Oder ist diese Verbindung von Antifeminismus mit rechten Theorien vielleicht nur ein Trick feministischer Propaganda, um ihre Gegner diffamieren zu können, ohne sich inhaltlich mit ihnen auseinander setzen zu müssen?
Zunächst ist es so, dass das Wort 'Feminist' keine zwingende Bedeutung in sich trägt, die Bedeutung haben ihm erst die Personen gegeben, die sich selbst als Feministen bezeichnet haben; Feminismus ist ein Konstrukt, die Zugehörigkeit dazu ist wahlfrei. Bei dem Wort 'Antifeminist' ist das anders, hier entsteht die Bedeutung aus dem bekannten Wort 'Feminist' und der bekannten Vorsilbe 'anti', die ein 'dagegen sein' ausdrückt: das Wort 'Antifeminist' kann nicht mehr willkürlich mit Bedeutung versehen werden, es erhält seine Bedeutung automatisch, quasi generisch: 'Antifeminismus' ist 'gegen Feminismus'.
Und was sagt das BMFSFJ? "Antifeminismus bedeutet, feministische Anliegen und Positionen pauschal, aktiv und oft organisiert zu bekämpfen oder zurückzuweisen, sei es als Individuum in Internet-Diskussionen, sei es in Parteien oder anderen Gruppierungen." Also genau das, was ich auch sage: Antifeminismus ist eine Haltung, eine Position, definiert aber keine Gruppe oder Gruppenzugehörigkeit.
'Antifeminismus' heißt also, wie der Name klar ausdrückt, 'anti-Feminismus' also 'gegen-Feminismus' und richtet sich damit gegen den Feminismus und nicht gegen ein bestimmtes Geschlecht oder Gender. Apropos: Geschlecht ist ein biologischer Begriff, der in der Biologie definiert wurde und nur zwei Werte (Geschlechter) kennt: männlich oder weiblich; Gender meint die vielen verschiedenen gefühlten und gelebten 'Geschlechter'. Das ist verwirrend, weil der Begriff 'Geschlecht' früher - und auch heute oft - in beiden Bedeutungen benutzt wurde und noch wird. Heute sollte man aber besser konsequent dazu übergehen, von Gender zu sprechen, wenn es nicht um Biologie sondern um Leben und Gefühlte geht.
Wie ich also gesagt habe, richtet sich der Begriff Antifeminismus gegen eine gesellschaftliche Bewegung und nicht gegen ein bestimmtes Geschlecht und darf deswegen nicht mit Misogynie verwechselt werden. Tatsächlich gibt es misogyne Männer die Frauen hassen und die auch Antifeministen sind. Daraus darf aber nicht der falsche Umkehrschluss gezogen werden, dass Antifeministen misogyn seien. Männer wie Frauen sind Menschen und damit, unabhängig von Gender oder sexueller Orientierung, alle sind gleichwertig.
Antifeminismus ist weder links noch rechts, und er steht auf dem Boden der Verfassung und der demokratischen Grundwerte. Der Versuch, ihn in die rechte Ecke zu drängen ist nur ein Propagandatrick undemokratischer Feministen.
Wir und die Anderen
Wer 'den Anderen' nur aus einem Blickwinkel betrachtet und nur seine Fehler hervorhebt, der schürt Hass, und das tut der Feminismus mit 'Dem Mann' und mit 'Dem Männlichen'. Noch nie ist mir ein Feminist untergekommen, der sich bei den Männern für ihre Leistungen bedankt hat, die sie für die Welt erbracht haben, und ihnen, als Männern, Mitleid entgegengebracht hat, für das Leid, dass sie ertragen mussten; beleuchtet werden nur die Fehler, die einige von ihnen haben oder begangen haben, und für die von den Feministen alle Vertreter des ganzen Geschlechts in Sippenhaft genommen werden.
Frauen mussten früher manches nicht, worüber sie glücklich sein durften, z.B. (Erwerbs-)Arbeit nachgehen oder in den Krieg ziehen; aber sie durften eben vieles auch nicht, wie arbeiten oder in den Krieg ziehen: hier standen sich also Privileg und und Diskriminierung direkt gegenüber. Wären alle Frauen froh nicht zur Bundeswehr oder arbeiten zu müssen, hätte es da nie Probleme von Seiten der Frauen gegeben, sie wären froh gewesen und hätten alles beim Alten gelassen. Erst in dem Moment als einige Frauen arbeiten oder kämpfen wollten, aber nicht durften, da entstand das Gefühl von Benachteiligung. Aber Die Männer waren doch die Bestimmer, sie hatten die Macht, sie haben die Regeln so gemacht, oder? Nein, haben sie nicht. 'Die Männer' waren die Malocher, die den Reichen ihr Geld und ihre Macht geschaffen haben und ihre Ländereien gegen deren Feinde verteidigt und gemehrt haben, weil sie ihre Familien ernähren mussten. Die Macht hatten die Fürsten, nie die Männer.
Und wenn man jetzt ganz dumm ist, oder verlogen, dann sieht man nur diese eine Seite der Medaille und konstatiert, dass Frauen diskriminiert werden und ein Feminismus erforderlich ist, um das zu beheben. Wenn aber mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft angestrebt würde, müssten beide Seiten geändert werden: wenn Frauen Kriegsdienst leisten dürfen, dann müssten sie das auch müssen, wie die Männer, und wenn sie überall arbeiten dürfen, dann müssten sie auch auf den Bau, Steine schleppen und Gerüste aufbauen; sich die Rechte heraus zu picken und die Pflichten bei den Männern zu lassen, beweist die Hinterhältigkeit und den Riesen Betrug den Feministen begehen und schafft große Ungerechtigkeiten.
Gibt es guten Feminismus?
Aber hat der Feminismus nicht auch gute Seiten? Hatte die DDR nicht auch ihre guten Seiten und der Nationalsozialismus mit seinen Autobahnen? Gibt es vielleicht doch auch eine gute AfD? Gibt es nicht vielleicht doch auch einen guten Feminismus? Nein, einen guten Feminismus gibt es nicht.
Es ist ja nicht die Frage, ob aus dem Feminismus auch mal gutes hervorgegangen ist, das mag sein. Aber das macht die Bewegung nicht zu einer guten Bewegung. Und wenn man bedenkt, dass es so viele verschiedene Formen des Feminismus gibt? Nein, auch dann nicht. Feminismus ist keine kleine Bewegung, die sich um ein Detail unserer Gesellschaft sorgt, sondern eine breite Bewegung, die die Gesellschaft fundamental umkrempeln will - an so eine Bewegung sind andere Maßstäbe anzulegen, als an einen Verein gegen Schmutz auf den Gehwegen oder für grüne Baumscheiben. Von so einer Bewegung, die die ganze Gesellschaft verändern will muss man erwarten, dass sie die ganze Gesellschaft auf dem Plan hat, und wenn es um das Verhältnis der Geschlechter geht, dann muss das auch auf dem Plan stehen. Dazu gehört es, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und zu versuchen, die Gräben zwischen den Geschlechtern zu schließen statt sie zu vertiefen. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist dabei die Berücksichtigung von Privilegien und Diskriminierungen beider Geschlechter - beim Feminismus herrscht da Totalausfall. Dazu kommen grobe Fehler beim Verständnis von Chancengleichheit und Fragen der Verteilung zum Teil angeborener Eigenschaften bei den Menschen - und Verteilungen sind mehr als Mittelwerte; da liegt ein Schlüssel zum Verständnis auffälliger Unterschiede zwischen Mann und Frau. Wer das nicht thematisiert, hat keine gerechtere Gesellschaft im Sinn, sondern Vorteile für seine Klientel und das sind beim Feminismus nicht 'Die Frauen', sondern nur ganz bestimmte Frauen.
Feminismus basiert auf falschen Grundlage
- Unser Grundgesetz fordert Chancengleichheit für alle Bürger, unabhängig vom Geschlecht, aber das bedeutet nicht Ergebnisgleichheit. Feministische Gleichstellungspolitik will aber Ergebnisgleichheit erzwingen, auch da, wo sie gleichen Chancen widerspricht. Gleichstellungspolitik verstößt also gezielt gegen die Verfassung.
- Gerechtigkeit bedeutet nicht Gleichbehandlung, ohne die individuellen Voraussetzungen zu berücksichtige: die Verfassung fordert auch, ungleiches ungleich zu behandeln. Feministische Politik fordert Gleichbehandlung aller Menschen, auch wenn sie dadurch Männer benachteiligt.
- Die feministische Vorstellung von Gleichheit ist ein gefährliches Konzept zur Zerstörung von Gesellschaften, denn Gleichheit ist sowohl abstrakte Idee als auch Aufforderung zu konkretem Handeln. Hinter dieser Uneindeutigkeit bleibt die Tatsache unsichtbar, dass Menschen nicht gleich sind, nicht gleich sein wollen und auch nicht gleich sein können. Ungleichheit ist ein Prinzip der Evolution.
- Feminismus basiert auf der Idee von umfänglichem Soziologismus, wonach alles, was der menschliche Geist hervorbringt, erlern- und konstruierbar ist, und wirft seinen Gegnern das Gegenteil, nämlich Biologismus, vor. Dadurch leugnet der Feminismus wichtige natürlich und unvermeidbare Kausalitäten.
- In Folge behauptet der Feminismus, der Mensch sei sozial konstruiert - und kann dann wegen fehlender natürlicher Gründe nicht erklären, worauf der Bauplan für die soziale Konstruktion des Menschen selbst gründen soll. Bauplan und Regeln für die soziale Konstruktion des Menschen werden damit mangels natürlicher Gründe feministischer Willkür überlassen.
- Der Feminismus erkennt nicht die Bedeutung von Verteilungsfunktionen für menschliche Eigenschaften und den Einfluss der Natur auf diese Verteilungen. Darum reduzieren Feministen jede Verteilung auf ihren Mittelwert und verlieren so den entscheidenden Zugang zur Erklärung menschlicher Individualität.
Resümee
- Eine Theorie, die in der Wurzel dermaßen viele grobe Fehler enthält, kann nicht repariert werden, sie ist gescheitert.
- Eine Theorie, die nach ihren möglichen Fehlern nicht suchen kann, weil sie Fehler nicht in Betracht zieht, ist keine Theorie sondern eine Ideologie.
- Eine Bewegung, die ihre Gegner mit staatlicher Propaganda auszuschalten versucht, ist antidemokratisch.
- Eine Bewegung für eine gerechtere Gesellschaft, die gezielt nur einen Teil der Gesellschaft abbildet und berücksichtigt, ist nicht gerecht sondern gescheitert.
Antifeminismus
Der Antifeminismus reißt die schöne aber falsche Fassade des selbstgerechten Feminismus ein, um so Platz zu schaffen für einen neuen Humanismus, eine Menschen-Bewegung, die Menschen ohne Ansehen ihres Geschlechts helfen soll, im verständnisvollen Miteinander eine friedliche Zukunft zu finden.