Der andere Blickwinkel
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Biologismus - Soziologismus

Definitionen

Wikipedia schreibt: "Von Biologismus spricht man, wenn versucht wird, menschliche Phänomene und Sachverhalte (etwa individuelle oder kollektive Verhaltensweisen, gesellschaftliche Zustände oder politische Zusammenhänge) vorrangig oder allein durch biologische Tatsachen, Theorien und Modelle zu erklären. Die in der Biologie ermittelten Gesetzmäßigkeiten werden dabei als einheitliche Gesetze der realen Welt verallgemeinert und zu einer Art „Weltprinzip“ erhoben. Biologismus wird daher auch als biologischer Reduktionismus definiert, der alle relevanten sozialen oder kulturellen Phänomene auf biologische Grundtatsachen zurückführe." 

Das sieht auf den ersten Blick wie eine sinnvolle Definition aus, aber sie ist falsch. Interessanterweise können Definitionen eigentlich gar nicht falsch sein, aber das ist auf die Semantik bezogen: eine Definition kann definieren wie und was sie will. Der Fehler in dieser Definition ist formaler Natur: zunächst soll Biologismus sein, wenn ein Phänomen vorrangig durch biologische Tatsachen etc. erklärt wird, dann soll es bedeuten, dass alle Phänomene auf biologische Tatsachen zurückgeführt werden - diese 'Definition' enthält also zwei Definitionen, die sich wesentlich unterscheiden.

Falls sich jetzt jemand auf den Standpunkt stellt, auch die erste Definition wäre implizit so umfassend gemeint, dass alle menschlichen Phänomene ..., dann wäre die Aussage 'Männer sind eben genetisch bedingt bessere Autofahrer, während Frauen durch die Umwelt  anders geprägt werden' nicht biologistisch, weil ja nicht alle menschlichen Phänomene auf Biologie gegründet werden - das ist niemals so gemeint. 'Biologistisch' bezieht sich immer auch auf einzelne Aussagen.

Weiter vorne definiert Wikipedia Biologismus wieder anders: "Biologismus ... bezeichnet die Übertragung biologischer Maßstäbe und Begriffe auf nicht oder nicht primär biologische Verhältnisse. Dazu gehören die einseitige oder exklusive Deutung dieser Verhältnisse anhand biologischer Betrachtungs- und Erklärungsmuster." Hier geht es um "nicht oder nicht primär biologische Verhältnisse", eben ging es um soziale oder kulturelle Phänomene - sind solche Phänomene mit 'nicht oder nicht primär biologische Verhältnisse' gemeint?

Aus all dem muss man schließen, dass es für 'Biologismus' gar keine gültige Definition gibt.

Da aber so häufig versucht wird, den Begriff Biologismus als Waffe gegen Naturwissenschaftliche Positionen zu benutzen, will ich versuchen, einen Kern des Begriffs zu finden und kritisch zu untersuchen.

Biologismus - was soll das?

Der Kern des Begriffs kann wohlwollend vielleicht so beschrieben werden: Erklärungen sollen biologistisch genannt werden, wenn sie soziale oder kulturelle Phänomene auf beherrschende biologische Ursachen zurückführen obwohl die Ursachen überwiegend soziologischer Natur sind. Wie oben erwähnt, können Definitionen nicht falsch sein; sie können aber unglücklich sein, z.B. wenn sie dem Sprachgebrauch widersprechen. Ich habe mich hier also bemüht eine Definition zu finden, die dem üblichen Sprachgebrauch z.B. von Feministen entspricht.

Wird der Vorwurf des Biologismus erhoben, steht der biologischen meist eine soziologische Erklärung eines Phänomens gegenüber. Das kann falsch und übertrieben sein und wird dann Soziologismus genannt: die unangemessene Erklärung menschlicher Phänomene die biologische Ursachen haben, durch soziologische Ansätze. Grundsätzlich kann es also beide Arten von Fehlern geben: sowohl biologische als auch soziologische Erklärungen können falsch sein. Aber wie kann man feststellen, ob ein menschlich-psychisches Phänomen rein durch Erziehung und andere Umwelteinflüsse, oder nur durch biologische Einflüsse erklärt werden kann? Oder, was viel realistischer ist, wenn beide Einflüsse vorliegen: welcher dominiert das Resultat und was bedeutet ein oft gehörtes 50 - 50?

An dieser Stelle bringen soziologistische Ideologen gerne die Idee des unbeschriebenen Blattes bzw. der Tabula rasa [https://de.wikipedia.org/wiki/Tabula_rasa] ins Spiel: das Gehirn soll beim neu geborenen Menschen mehr oder weniger leer sein, um dann durch die 'Umwelt' mit beliebigen Inhalten gefüllt zu werden; und diese leeren Gehirne sollen keine geschlechtsabhängigen Unterschied aufweisen. Danach würden insbesondere geschlechtsbezogene Rollen-Vorstellungen und -Verhalten von der Gesellschaft konstruiert werden - nach Vorstellung der bedeutenden feministischen Philosophin Judith Butler soll sogar der ganze Körper ein soziales Konstrukt sein .... Das bedeutet, dass Der Mensch und die von ihm gelebten menschlichen Rollen auch wieder dekonstruiert, und ganz anders neu konstruiert werden könnten. Und für Feministen und andere linke Ideologen heißt das, dass von linken Soziologen ein neuer Mensch entworfen und dann z.B. in Kitas konstruiert werden könnte. Das Ergebnis soll danach der gute Mensch sein, insbesondere der gute Mann, wie er Feministen vorschwebt.

Wie sinnvoll diese Idee ist und wie weit man damit kommt wird hier untersucht: Die Tabula rasa

Quellen

1. [https://www.aerztezeitung.de/Panorama/fMRT-zur-Diagnose-bei-Transsexualitaet-geprueft-384129.html]
2. [https://link.springer.com/article/10.1007/s10304-016-0111-1]
3. [https://www.queer.de/detail.php?article_id=31225]
4. [https://www.spektrum.de/news/transsexualitaet-zeigt-sich-im-hirnscan/1567148]
5. [https://www.derstandard.at/story/2000043183903/geschlechtsidentitaet-ist-biologisch-nachweisbar]